Schlagwort-Archive: 9. November

Fackelmarsch 2.0

Am kommenden Montag schreiben wir den 09. November. In den letzten Jahren versuchten wir immer wieder einmal, mal mehr mal weniger öffentlich [1], daran zu erinnern, welch historische Zäsur dieses Datum darstellt. Wir haben uns die Zeit und den Raum genommen, um zum Denken, aber auch zum Gedenken zu animieren, in einer Stadt die so gern gedenkt und doch so gar nichts begriffen zu haben scheint. [2] So wundert es kaum, dass augerechnet Dresden die „Hauptstadt der Bewegung“ ist, der „Bewegung“ die allmontäglich irrationalen Ängsten, Hetze und Hass ein Gesicht gibt. Es schaudert allein der Gedanke daran, dass am Abend der Pogrome gegen jüdisches Leben wieder tausende Menschenfeinde durch die Straßen marschieren werden, statt Fackeln erhellen heute allerdings Smartphones den ehemaligen Adolf-Hitler-Platz – Fackelmarsch 2.0.

Nichts, aber auch gar nichts wurde begriffen! [3]

Deshalb fordern wir euch dazu auf, am kommenden Montag die Proteste [4] gegen Scheißgida zu unterstützen. Wir können es nicht unwidersprochen hinnehemen, dass wieder unverhohlen gehetzt wird!

[1] http://uradresden.noblogs.org/post/2012/11/15/videokundgebung-zum-9-november/
[2] http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Stolperstein-Verein-kritisiert-Stadt-fuer-Genehmigung-der-Pegida-Demo
[3] http://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Gestohlene-Stolpersteine-in-der-Suedvorstadt-werden-ersetzt
[4] http://herzstatthetze.jimdo.com/

Der neunte November – Erinnern heißt Handeln!

gegen_jeden_antisemitismusDer 9. November 1938 markiert den Beginn einer historisch einmaligen Verfolgung und systematischen Ermordung von Menschen. Die Pogrome gegen jüdische Geschäfte, Wohnungen, Praxen und Synagogen sowie jüdische Friedhöfe, die in dieser Nacht stattfanden kosteten über 100 Menschen das Leben, weitere zehntausende wurden in Lager deportiert. Die meisten von ihnen fielen später der Tötungsmaschinerie der Nazis zum Opfer.(1) Trotzdem wird der 09.11.1938 von der Deutschen Politik weitgehend unbeachtet gelassen. So werden andere Ereignisse der deutschen Geschichte eher gewürdigt. An diesem politsch aufgeladenen Datum, welches zuweilen gar als der „Schicksalstag der Deutschen“ tituliert wird steht das Gedenken an die antisemitischen Pogrome, in den Köpfen der meisten Deutschen, hinten an. Der neunte November – Erinnern heißt Handeln! weiterlesen

9. November 2011: Mahnwache zu Novemberpogromen 1938

Im Gedenken an die Opfer der Pogrome im November 1938 hielten die Undogmatische Radikale Antifa (URA) sowie Einzelpersonen des Libertären Netzwerks am 9.11.2011 eine 6-stündige Mahnwache in der Dresdner Innenstadt ab. Gut sichtbar wurde dazu am Doktor-Külz-Ring, im Herzen der Einkaufsmeile, ein etwa 3x4m großes Transparent aufgespannt – darauf zu sehen die beschmierte Ladenfront eines von jüdischen BürgerInnen geführten Geschäfts. Zur akustischen Untermalung der Szenerie wurde das Geräusch von splitterndem Glas eingespielt, passend zu den vor dem Transparent verstreuten Scherben. Dazu wurden 700 Namen von insgesamt 4000 durch die Nationalsozialisten ermordeten Dresdner Jüdinnen und Juden verlesen. Außerdem wurde ein 4-seitiges Infoblatt an PassantInnen verteilt.

Das Ziel war, die DresdnerInnen so wenigstens für einen Moment aus ihrer Shoppinglaune zu reißen und daran zu erinnern, dass der 9. November nicht nur der Tag des Mauerfalls war. Etliche Interessierte blieben stehen, viele nutzten die Gelegenheit auch für ein ausführlicheres Gespräch oder kommentierten die Aktion zustimmend. Eine am 9.11.1938 geborene, zunächst skeptische Passantin brach angesichts der Liste der Opfer in Tränen aus, ein anderer legte eine weiße Rose auf die Scherben vor dem Transparent.

Wie zu erwarten, waren nicht alle Reaktionen so positiv. Einige ließen es sich nicht nehmen, die anwesenden AntifaschistInnen mit dummdreisten Kommentaren wie „Alles Lüge!“ oder „Meine Kinder gehen für euch arbeiten!“ zu bedenken oder das Verlesen von Namen deutscher Opfer des 13. Februar zu fordern.

Bis zum Ende der Mahnwache gegen 16.30 Uhr wurden mehr als 1000 Flyer verteilt.
Positives als auch negatives Feedback verdeutlichten einmal mehr die Notwendigkeit, die Menschen immer wieder mit diesen Geschehnissen zu konfrontieren.