Archiv für den Monat: Februar 2012

Demo am 18. Februar 2012 in Dresden

Ca. 10 000 Menschen demonstrierten am Samstag, den 18.02.2012 gegen Sächsische Verhältnisse und feierten den Erfolg der Blockaden gegen die geplanten Nazigroßaufmärsche in den letzten 2 Jahren in Dresden. Der bleibende Eindruck des Tages ist, dass es bis jetzt und wohl auf weitere Jahre mit Abstand die größte linke Demonstration in Dresden gewesen ist. Es ist natürlich zu begrüßen, dass so viele Menschen hier her gekommen sind, insbesondere, dass diese hauptsächlich aus dem Antifa-Spektrum kamen. In Anbetracht dieser Tatsache hätte sich diese Demo jedoch energischer und kraftvoller gestalten können.

Angesichts dessen, dass die Teilnehmer_innenzahl der Kundgebung der städtischen „AG 13. Februar“ am Schlossplatz, mit ca 1000 Menschen weit weniger betrug, als von den Veranstaltern erwartet, wird deutlich, dass No Pasarán und Dresden Nazifrei auch über die entsprechenden Tage der Blockaden hinaus, trotz Spaltungsversuchen durch Repression und scheinbarer „Protsest auf Sicht- und Hörweite“-Zugeständnisse durch die Stadt mithilfe genannter AG, eine große Zahl an Unterstützer_innen hat.

Nun kommt es vor Ort darauf an, dies zu nutzen, anstatt sich darauf auszuruhen und sich jedem Naziaufmarsch in den Weg zu stellen.

Dazu gibt es auch einen kurzen Redebeitrag von uns (thx2h.t.!), welcher auf der Demo gespielt wurde und nun auch hier nach zuhören ist.

URA-Redebeitrag 1802

Weitere Berichte sind hier zu finden:

http://www.addn.me/antifa/siamo-tutti-antifascisti/

http://www.dresden-nazifrei.com/index.php?option=com_content&view=article&id=338%3Adresden-im-februar-2012-nazifrei&catid=1%3Aaktuelle-nachrichten&lang=de

 

 

Asylsuchende gefangen im braunen Bürgersumpf von Kamenz

Am vergangenen Mittwoch, dem 22.02.2012, ereignete sich ein rassistischer Anschlag auf das Asylsuchendenheim in Kamenz (Gartenstraße). Gegen 03.30 Uhr in der Nacht zum Donnerstag, entglasten laut Polizei drei mit Ästen und Stöcken bewaffnete, vermummte Täter 24 Scheiben des Heimes. Zu dieser Zeit schliefen die BewohnerInnen. Zudem bemerkten sie den Anschlag offenbar nicht, da dieser nicht die Wohnräume, sondern unter anderem Lagerräume des Betreibers. Glücklicherweise wurde dadurch niemand verletzt. Beim Eintreffen der Polizei waren die Täter, welche vom Nachtportier beim Eindringen beobachtet worden sind, schon verschwunden.

Die Angst der BewohnerInnen steigt stetig an, zumal dies nicht der erste Angriff auf die dort lebenden Menschen war. Im Januar 2003 wurden mindestens 3 MigrantInnen von Neonazis verletzt und das Asylsuchendenheim mehrfach mit Steinen angegriffen.

Wenige Stunden vor dem Anschlag in der Nacht zum Donnerstag wurde das neue Asylsuchendenheim in der Macherstr., eine ehemalige Polizeischule, vom Landkreis Bautzen eingeweiht und übergeben. Ausgelegt für 400 Bewohner befindet sich in dem 5-stöckigen Gebäude pro Etage ein Sanitärkomplex bestehend aus 1 Dusche / 1 Waschbecken und 1 Toilette. Dieses neue Heim soll die menschenunwürdigen Lebensumstände der Asylsuchendenheime in Kamenz (Gartenstraße) und Seeligstadtverbessern. Der gesunde Menschenverstand lässt dennoch erahnen, welch widrige Umstände die Bewohner in diesem neuen Heim weiterhin erfahren müssen. Es sollen drei Menschen in 16 m² engen Räumen leben wobei nur eine Toilette für jeweils eine Etage zur Verfügung steht. Dies entspricht den Zellen in Knästen und ist demzufolge genauso menschenunwürdig und verächtlich.

Zynisch finden wir die Tatsache, dass das neue Asylsuchendenheim alsZentrum für Integration“ betitelt werden soll. Dazu ist zu sagen, dass sich das neue Heim, wie schon das Vorhergehende, am äußersten Stadtrand von Kamenz befindet und die Bewohner_Innen somit deutlich sichtbar ausgestoßen und abgegrenzt werden. Wir verurteilen die Unterbringung in Sammelunterkünften und finden, dass jede_r das Recht auf Selbstversorgung und das Leben in normalen und dezentralen Wohnungen hat!

Die Misere begann im Januar 2011 mit der lautstarken Thematisierung des Asylsuchendenheims durch eine von ostsächsischen NPD- Funktionären ins Leben gerufene „Bürgerinitiative direkte Demokratie“. Diese verteilte in Kamenz Flyer und rief damit zu einem Bürgerentscheid gegen den geplanten Umbau der Polizeischule zu einem Asylsuchendenheim auf, indem sie die Bürger_Innen von Kamenz vor der „Gefährdung des Umfelds durch die AsylbewerberInnen“ warnte. Für diese so genannte „Bürgerinitiatve“ unterzeichneten gleich vier NPD-Funktionäre. Verantwortlich für das Erscheinen dieser Initiative und die Organisation ist der Kamenzer NPD-Stadtrat Mario Ertel. Drei weitere Unterzeichner waren André Voges, welcher mit Mario Ertel für die NPD im Kreistag Bautzen sitzt, sowie Ingo Marschke und Martin Schwarz, welche erfolglos für die NPD bei der Stadtratswahl kandidierten. Aufgrund dessen verwundert es kaum, dass die Adresse der Initiative zugleich die Postanschrift des NPD-Büros in Kamenz ist. Die Absicht dieses Bürgerbegehrens bestand darin, vorhandene Ängste zu schüren und Fremdenfeindlichkeit zu entwickeln. Die rassistische Stimmungsmache Mario Ertels und seiner Initiative wirkte, denn es unterschrieben 1750 Bürger_Innen aus Kamenz den von ihm beworbenen Bürgerentscheid.

Mario Ertel, bekennender Nazi und NPD-Stadt- und Kreisrat, ist populär in großen Teilen der Kamenzer Gesellschaft. 10,5% gaben ihre Stimme zur Bürgermeisterwahl am 25.9.2011 in Kamenz für den Nazi ab und 2009 entschlossen sich 10,2% der Bürger, Mario Ertel ihre Stimme bei der Wahl zum sächsischen Landtagsabgeordneten zu geben. Desweiteren ist Ertel Eigentümer einer gut besuchten Pizzeria (Tomsen’s Pizzeria, Friedensstraße), einer nebenan liegenden Autolackiererei (ebenfalls Friedensstraße) und einer weiteren Immobilie im Stadtkern. Er gehört zum Fliegerclub Kamenz und besitzt dort selbst einige Flugzeuge, mit denen er Flüge anbietet. Das Kamenzer NPD-Büro in der Macherstr., in dem er arbeitet, befindet sich nur 1,5 km vom Asylsuchendenheim entfernt.

In diesem Zusammenhang ist es kaum verwunderlich, dass Kamenz im Visier neonazistischer Aktionen steht. Im Stadtbild sind vermehrt Hakenkreuzschmierereien und andere rechte Parolen zu sehen, ebenso unzählige Nazisticker an jeder Ecke und Laterne. Das Bürgerbüro „Die Linke“ wurde des Öfteren von Nazigruppen angegriffen. Auf dem „Tag der Sachsen“ 2011 in Kamenz war die NPD mit einem eigenen Stand vertreten und die bekannte rechtslastige HipHop-Combo „A5“ aus Hoyerswerda durfte auf einer der großen Bühne auftreten. Desweiteren fand am 16.03.2011 eine nicht angemeldete Kundgebung von 150 Nazis in Kamenz statt. Kamenzer Nazis waren ebenso am 17.09.2011 an Störaktionen in Hoyerswerda beteiligt, die sich gegen eine Gedenkveranstaltung für die Betroffenen des rassistischen Pogroms 1991 richteten.

Diesen besorgniserregenden Entwicklungen und Tatsachen muss entgegengewirkt werden. Vor allem den derzeitigen Angriffen auf das Asylbewerber_Innenheim muss Kontra geboten werden.

Die Stadt Kamenz lädt am 29.02.2012 zu einem „Tag der offenen Tür“ in das neue Asylsuchendenheim auf der Macherstraße 160 ein. Dies bietet die Möglichkeit, sich die immer noch menschenunwürdigen Verhältnisse, in denen die Menschen dort wohnen müssen, selbst anzusehen und mit Repräsentanten der Stadt Kamenz darüber zu sprechen und sie für die Themen „Rassismus“, „Menschenrechte/ Menschenwürde“, „Flüchtlingspolitik“, „Migration“ etc. zu sensibilisieren.

Macht euch auf den Weg, seht den miserablen Umständen ins Gesicht und werdet aktiv!

Solidarisiert euch mit den Bewohner_Innen des Asylsuchendenheims!

SOLIDARITÄT MUSS PRAKTISCH WERDEN! RASSISTISCHE POLITIK ANGREIFEN!

KEIN MENSCH IST ILLEGAL – BLEIBERECHT ÜBERALL !


Nazis aus Ostsachsen.
Rechts Christian Leinert aus Kamenz (braunes T-shirt)

++++++Update 13. Februar!+++++++++

+++++++Hier noch neue Infos für morgen, den 13. Februar:

Alle Leute, die nicht am Täterspuren-Mahngang teilnehmen wollen aber gegen Nazis protestieren wollen, kommen morgen bitte 16 Uhr zum Schützenplatz.

Diese Kundgebung ist auch auf der neusten Karte von Dresden-Nazifrei eingetragen. Dort findet ihr jetzt sogar die Naziroute. Die Kundgebung, welche wir allen Menschen aus Dresden nahe legen möchten, ist der Punkt D.

Wichtige Nummern, Ticker etc. findet ihr  hier zusammengefasst.

Bezüglich des Täterspurenrundgangs möchten wir darauf hinweisen, dass es sich dabei um einen Mahngang handelt und nicht primär um eine Demonstration gegen Nazis.++++++++++++++

Aktuelle Infos zum 13. Februar

Am Montag, den 13.02.2012, wird es den alljährlichen Fackelaufmarsch der Nazis geben. Deswegen sind wieder zahlreiche Gegenaktionen geplant. No Pasaran wird gemeinsam mit Dresden Nazifrei darauf setzen, den Aufmarsch zu verkürzen, es am besten gar nicht erst dazu kommen zu lassen oder ihn wenigstens zu stören. Genutzt wird hierfür das bewährte Mittel der Menschenblockaden.

Es gibt mehrere Kundgebungen, welche angemeldet sind. Diese sind alle in den Karten verzeichnet. Diese könnt ihr hier und hier ausdrucken oder euch bei Infopunkten von Dresden Nazifrei abholen. Auf den Kundgebungen könnt ihr euch mit warmen Essen und Trinken versorgen, euch ausruhen und werdet mit neuen Infos gedeckt.

Die Polizei ist ab 8 Uhr in der Stadt unterwegs. Seid demzufolge früh unterwegs und achtet auf euch.Vermutlich geht der Naziaufmarsch gegen 18 Uhr am Bahnhof Mitte los. Seid euch bewusst, dass sich der Auftaktort und die Route der Nazis jederzeit ändern kann. Checkt deswegen die Seiten von No Pasaran, Dresden Nazifrei und unseren Blog.

Besonders ans Herz gelegt sei der Täterspurenrundgang, zu dem sich 13 Uhr am Comeniusplatz getroffen wird und der am Hauptbahnhof enden wird. Falls ihr es nicht schafft beim Täterspurenrundgang direkt dabei zu sein, könnt ihr gern an der Abschlusskundgebung am Hauptbahnhof dazu stoßen.

 

Die aktuellen Infos am Tag bekommt ihr über die Ticker vom Anarchistische Info Kollektiv und Dresden Nazifrei. Gut informiert seid ihr auch über das Aktionsradio von ColoRadio auf 98,4 und 99,3 MHz und im Livestream ab 15-23 Uhr.

Passt dabei auf, da sich immer kleinere und auch größere Gruppen von Nazis in der Stadt bewegen können! Denkt außerdem an warme Sachen, an Essen/ Trinken, ein sicheres Handy…etc.!
Außerdem ist es wichtig, wenn ihr Festnahmen beobachtet oder selbst davon betroffen seid, dass ihr euch beim EA meldet: 0351-89960456!! Das Benutzen von Bussen und Bahnen ist am diesem Tag nur eingeschränkt möglich.

Organisiert euch, seid zahlreich und entschlossen!
No pasaran! – Sie kommen nicht durch!