Am 22.09.2012 fand in Hoyerswerda eine Gedenkdemonstration für ein Denkmal an das rassistische Pogrom von 1991 und der Forderung einer Entschädigung der Betroffenen statt. Zusammen mit der Kampagne „Rassismus tötet!“ rief die Initiative „Pogrom 91“ zur Demonstration auf. Nicht nur der Aufruf der beiden Initiativen wurde von der U.R.A. Dresden unterstützt, ein großes Danke geht an die vielen Menschen, die mit uns gemeinsam an diesem Tag von Dresden nach Hoyerswerda gefahren sind und somit ihre Solidarität vor Ort bekundeten.
Zur Demo und den Geschehnissen am Tag selbst ist zu sagen, dass ca. 500 Menschen dem Aufruf gefolgt sind und die Demonstration einen lauten und geschlossenen Charakter aufwies. Die Stimmung der Teilnehmer_innen war anfangs ein wenig gedrückt, da viele Demoteilnehmer_innen bei der Anreise über Berlin durch Störungen bei der Deutschen Bahn aufgehalten wurden. Umso aufgeheizter wurden die Gemüter, als diese Menschen etwas später doch noch zur Demo hinzu stießen. Die Stadt Hoyerswerda machte ihrem Ruf auch an diesem Tag wieder einmal alle Ehre und wirkte durch seine leeren Straßen wie das unschuldige „Provinznest“ das es eben sein möchte. Lediglich aus den Fenstern wurden die Demoteilnehmer_innen misstrauisch beäugt. Die Nazis unter den „Gaffer_innen“ provozierten immer wieder durch schwachsinniges Gepöbel. Dies blieb leider nicht die einzige Provokation der Nazis an diesem Tag. Sie verunstalteten schon Tage vor der Demonstration beispielsweise den Bahnhof der Stadt mit selbstgedruckten Plakaten („Antifa-Aufmarsch verhindern“ oder „Anti-Antifa Hoyerswerda“) und ihren unglaublich primitiven Spraykünsten oder Straßenkreide („ANH wieder da“, „NS“, „NS Hoy“, etc.). Als die Demonstration an der Albert-Schweizer-Straße angelangte, standen wie im Jahr zuvor ca. 40 stadtbekannte Nazis auf der gegenüberliegenden Straßenseite und versuchten die Demo durch ihre faschistischen und lächerlichen Parolen zu stören. Dort, wo auch 1991 der rassistische Mob tobte, sang eben jene Gruppe lautstark das volksverhetzende sogenannte U-Bahn-Lied: „Eine U-Bahn von Hoyerswerda bis nach Auschwitz bauen wir“. Zwei Personen zeigten vom Balkon einer Wohnung den Hitlergruß. Die Bewertung des Tages überlassen wir der Initiative Pogrom ’91 und zitieren ihre Pressesprecher_in:
„Es war schon vor unser Demo ein großer Erfolg, dass 1991 in den Hoyerswerdaer Medien tagelang ein Thema war. Bevor wir die Ereignisse im vergangenen Jahr erstmals aufgegriffen haben, wurde 20 Jahre lang dazu geschwiegen. Dass 500 Menschen unter anderem aus Berlin, Dresden, Leipzig, Cottbus, Rostock und Mölln angereist sind, bestärkt uns in unseren Forderungen. Auch wenn es Bürgermeister, Stadtrat und Sächsische Zeitung gern leugnen: Nazis sind in Hoyerswerda sofort vor Ort, wenn ihre rechte Hegemonie zum Beispiel mit einer antirassistischen Demonstration gebrochen wird. Wir werden auch im nächsten Jahr wieder in Hoyerswerda sein: damit das rassistische Pogrom von 1991 nicht wieder in Vergessenheit gerät.“
In diesem Sinne: Auch im nächsten Jahr werden wir unsere Solidarität mit den Betroffenen des Pogroms 1991 in Hoyerswerda zeigen. Und auch dann hoffen wir, dass ebenso so viele Menschen wie auch in diesem Jahr mit uns gemeinsam nach Hoyerswerda fahren und ihrem Unmut freien Lauf lassen.
Nie wieder Hoyerswerda!
Hoyerswerda, du kannst uns mal – wir kommen wieder, spätestens nächstes Jahr!