Stellungnahme der Undogmatischen Radikalen Antifa

Am 30. Juni 2012 wurde auf Indymedia, im Bezug auf den Auswertungstext zum 17.06.2012, im Kommentarbereich geschrieben, dass es von Seiten der URA zu einem Übergriff kam. Folgendes ist zu lesen:

„…Den Vorfall bei dem angeblich Mobi-Material (in dem Fall Aufkleber) vernichtet worden sein soll, hat es so nie gegeben, es wurden lediglich ein paar Aufkleber kurz beiseite gelegt, aber nie entsorgt. Dieses Beiseitelegen wurde dann so hochgeputscht und ein Mensch dadurch diskreditiert, dass es von Seiten der URA auch später zu einem Übergriff kam..„

Dass Personen unserer Gruppe übergriffig wurden weisen wir entschieden zurück. Wir verurteilen diese öffentliche Diffamierung aufs Schärfste. Auch in sozialen Netzwerken brodelt die Gerüchteküche, in einigen Kommentarspalten finden sich Unterstellungen und Falschaussagen in Bezug auf unsere Gruppe und andere linke Dresdner Zusammnehänge. Soziale Netzwerke sind der falsche Ort derartige politische Diskussionen zu führen, es gefährdet sowohl die politischen Zusammenhänge als auch die Autor_innen selbst.
Desweiteren wird in der Indymedia-Veröffentlichung berichtet, dass unser Mobi-Material zum 17.Juni lediglich beiseite gelegt wurde. So konnte im Vorfeld jedoch beobachtet werden, dass Mobiaufkleber gezielt mit anderen linken Aufklebern überklebt, Plakate im „alternativen“ Stadtteil Dresden Neustadt scheinbar kontinuierlich abgerissen und Mobiaufkleber beim Jugendtanz entfernt wurden.

Wir fragen uns an dieser Stelle, ob die teilweise berechtigte Kritik an unserem Aufruf so schwerwiegend ist, dass dies das Sabotieren der Mobilisierung von Gegenprotesten des Naziaufmarsches rechtfertigt.
Kritik ist wichtig und nötig, jedoch kann eine_n unserer Meinung nach nur konstruktive Kritik voran bringen.

 

Auswertung 17.Juni.2012

Am Sonntag, den 17. Juni, demonstrierten Freie Kräfte und NPD gemeinsam in Dresden. Anlass war der Jahrestag des Arbeiter_innenaufstandes am 17. Juni 1953. Bevor sich die Nazis an ihrem Startkundgebungsplatz, dem Panzerkettenmahnmal auf dem Postplatz, versammelten, hielt die Stadt an selber Stelle eine offizielle Erinnerungsveranstaltung ab. Nach der Kritik linker Strukturen am gemeinsamen unkommentierten Gedenken von Stadt und Nazis, reagierte der Oberbürgermeister Lehmann auf den daraus entstandenen öffentlichen Druck, sich von den Nazis zu distanzieren. Dabei beließ er es allerdings, den Tag nicht von Extremisten Instrumentalisieren lassen zu wollen. Durch diese schwammige Formulierung bleibt eine klare Stellungnahme zu den Nazis bislang aus, dies ist Angesichts der Extremismusdoktrin kein Zufall.
Das Bündnis1706 hatte mehrere Protestkundgebungen am Postplatz sowie der Freiberger Straße angemeldet. Zudem gab es eine Demonstration, die vom Bahnhof Neustadt in Richtung Freiberger Straße zog. Zu den Kundgebungen fanden sich erschreckend wenige Menschen ein (ca. 70), wir können nur mutmaßen, dass dies das Ergebnis von langem Feiern auf der BRN ist. Dafür haben wir nur tiefes Unverständnis übrig, da Nazis an keinem Tag im Jahr einfach die Straße überlassen werden sollte. Zudem ist die enorm kommerzialisierte (B)RN mit all ihren unangenehmen Begleiterscheinungen, ein äußerst schlechter Grund, darauf zu verzichten, sich den Nazis in den Weg zu stellen.
An der von uns beworbenen Gegendemo nahmen immerhin 200 Menschen teil. Bereits zu Beginn dieser, versuchte die anwesende Polizei Vorkontrollen durchzuführen, da sie damit nur mäßig Erfolg hatte, unterzog sie schließlich zwei Personen einer Ausführlichen Kontrolle und Identitätsfeststellung. Auf Grund dessen verzögerte sich der Beginn der Demo erheblich. Erst als nach einiger Zeit diverse Demoteilnehmer_innen zu den Betroffenen kamen, wurde die Maßnahme beendet. Hier möchten wir anmerken, dass Betroffene von Repression nicht allein gelassen werden dürfen, auch in solch einer Situation nicht und es wünschenswert gewesen wäre, wenn Menschen ihre Solidarität sofort in unmittelbarer Nähe gezeigt hätten. Da es sich abzeichnete, dass die Nazis die Freiberger Straße entlang laufen würden, entschloss sich der Großteil der Demoteilnehmer_innen, sich auf der Kreuzung Freibergerstr./Herta-Lindner-Str. zu setzen um somit den potentiellen Weg der Nazis zu blockieren. Die Polizei versuchte die Blockierenden zu verunsichern, in dem sie davon sprach, der Weg für die Straßenbahnlinie 12 müsse frei gemacht und somit die Gleise verlassen werden. Tatsächlich war sich die Blockade uneins über den Umgang mit dieser Forderung, und somit wurde sich zu einer Stehblockade entschlossen, um den Weg frei zumachen, sobald eine Straßenbahn kommt. Es sollte allerdings allen Anwesenden klar geworden sein, dass sich künftig nicht mehr auf derartige Verunsicherungstaktiken einzulassen ist, denn eine Straßenbahn kam einfach nicht. Es ist somit offensichtlich, dass damit die Blockierer_innnen gespalten, die Blockade in mehrere Teile separiert und somit leichter geräumt werden sollte! Wo blockiert wird, kein Durchkommen!
Die Blockade wurde schließlich aufgegeben, als die Nazis die Marienstraße einbogen und die Demonstration drängte Richtung Sternplatz weiter. Diese entwickelte dabei eine Dynamik, die für Dresden absolut unüblich ist. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei welche zunächst versuchte, das Fronttranspi wegzuziehen, um den Fortgang der Demo zu verhindern, oder zu verlangsamen. Trotzdem die Stadt angekündigt hatte, die Naziroute im Vorfeld zu veröffentlichen blieb dies aus. Auf Grund der Desinformationspolitik , der vielen Seiten-und Nebenstraßen der Altstadt und den vielen Straßen die zum Postplatz führen, wird immer unklar bleiben, ob eine Routenänderung durch die Blockade einer Straße herbeigeführt wird, da die Nazis einfach auf eine andere Straße umgeleitet werden können, ohne das bekannt ist, welcher Weg eigentlich für sie vorgesehen war. Somit wird verunmöglicht Gegenproteste jemals als erfolgreich wahrzunehmen. Die Stadt versucht den Imageschaden abzulindern in dem sie die Nazis nicht mehr durch die Innenstadt laufen lässt, sondern ihnen abseits dieser eine kleine Route zugesteht.
Vor dem Sternplatz wurde die Demonstration schließlich gekesselt, während die Nazis an dieser vorbei zogen. Dem folgte ein Ausbruchverusch gegen eine BFE-Einheiheit in Richtung Annenstraße, bei dem einige Demoteilnehmer_innen dem Kessel entkommen konnten und eine Sitzblockade auf der Freibergerstr., in welche die Nazis nun einbogen, eröffneten, schnell aber wieder mit großer Brutalität geräumt wurden. Mit 900 Bullen, Wasserwerfern, Räumpanzern und Reiterstaffel wurde offensichtlich, dass dieses übertriebene Polizeiufgebot das Ziel hatte, die Nazis um jeden Preis laufen zu lassen. Am Tag selbst ging die Polizei aggressiv gegen Gegendemonstrant_innen vor, Pfefferspray kam mehrfach zum Einsatz, ebenso Teleskopschlagstöcke, Pferde wurden vor Blockierer_innen aufgescheucht, es wurde geschlagen, geboxt und mit Tonfas geschwungen. Auch wurde bewusst gelogen und behauptet, es wären die Kundgebungen, zu denen Protestierer_innen durchwollten, bereits aufgelöst worden, zu einem Zeitpunkt als diese noch angemeldet waren. Bemerkenswert ist, wie konsequent all diese Vorgänge von den berichtenden Lokalzeitungen übergangen wurden.
Schließlich endete der Tag wie die Jahre zuvor damit, dass im Laufschritt versucht wurde, an die Naziroute heranzukommen, was immer wieder vor Polizeiketten unter Gepöbel und Ausbuhen sein Ende fand.
Wir begrüßen die Organisierung in Bezugsgruppen für eine emanzipierte Koordination und bewerten die beobachtete Dynamik und der teilweise geglückte Ausbruchsversuch als Positiv.
Im Vorfeld wurden wir auf Grund unseres Aufrufes massiv kritisiert. Zunächst ist die Art und Weise, wie diese Kritik an uns herangetragen wurde, für uns so nicht akzeptabel. Wer sich noch immer positiv auf eine angstfreie Gesellschaft bezieht, sollte überdenken, wie bereits in der Gegenwart mit den Menschen umgegangen werden sollte, denen zumindest eine ähnliche Utopie vorschwebt (das „Ähnlich“ bezieht auf berechtigte unterschiedliche Vorstellungen von Utopien, nicht auf das „Angstfrei“) . Mit derartig gewaltvoller hierarchisierender Sprache wird einer konstruktiven Auseinandersetzung entgegen gewirkt und die menschlichen Eigenschaften, Fehler zu begehen, zu Lernen oder auch einfach nur unterschiedliche Ansichten und Perspektiven zu haben, verwischt und verurteilt. Dies entspricht einer Fressen- und Gefressenwerden-Mentalität, welche wir absolut ablehnen. Dennoch können wir sagen, dass es unserem Aufruf tatsächlich daran mangelt, auf die nationalistischen Strömungen des Aufstandes einzugehen. Daran werden wir künftig etwas ändern (Es wäre auch möglich gewesen, dies auf anderem Wege zu erwirken). Dass der Streit um bessere Lebensbedingungen auslösend und in weiten Teilen immanent für die Vorgänge am 17.06.53 waren, sehen wir nach wie vor als gegeben. Auch eine Heroisierung der Aufständischen war nicht in unserem Sinne und ist dem Aufruf auch nicht zu entnehmen. Wir weisen Gleichsetzungen mit Nazis und andere Verleumdungen entschieden zurück.

Abschließend ist zu sagen, dass die geringe Anzahl der Nazigegner_innen enttäuschend ist, aber der Druck derer, die auf der Straße waren, ist durchaus ermutigend. Dank geht raus an die, welche unterstützten. Zusammen können wir mehr erreichen! Auf Lokalpolitiker, die nichts zur Organisierung der Proteste beitragen, die Existenz einer Blockade aber nutzen, um sich aufzuspielen, verzichten wir!

Hier der auf der Demonstration verlesene Redebeitrag

Updates zum Sonntag! (16.06)

Hier nun endlich der Ticker und eine aktuelle Aktionskarte.

Der Startplatz der Demo zu der wir aufrufen, ist nicht auf der Karte zu finden. Sie wird um 10 Uhr am Neustädter Bahnhof (Schlesischer Platz) beginnen.  Kommt zahlreich, entschlossen und organisiert! Verderben wir den Nazis den Tag.

EA: 0351/89960456

Ticker: ticker.coloradio.org (Achtung geändert!)

Wir möchten darauf hinweisen, dass die auf der Karte veröffentlichte Nazi-Route, reine Spekulation ist und von öffentlicher Seite nicht verifiziert wurde. Noch steht das Versprechen der Stadt aus, die Route der Nazis bekannt zu geben. Bleiben wir gespannt! 🙂

Aktuelle Infos zum Naziaufmarsch am 17.06.

Am 17. 06. haben die Nazis vor, wieder durch Dresden zu laufen und sich den Jahrestag des Arbeiter_innen-Aufstandes 1953 zu nutze zu machen, um ihre Ideologie in Dresden breit zu latschen. Hierbei versuchen sie, ihre völkische Kritik am System der Europäischen Union in einer Traditionslinie mit dem Aufstand 1953 zu sehen.

Um den Nazis nicht einfach die Straße zu überlassen, hat sich ein spektrenübergreifendes Bündnis zusammengefunden, um gegen den Aufmarsch zu protestieren. Dieses zeigt sich solidarisch mit allen die das Ziel teilen, sich den Nazis entgegen stellen.

Dazu gibt es mehrere Kundgebungen ab 10 Uhr rund um den Ort der Startkundgebung der Nazis, welche vom Bündnis1706 organisiert werden. Davon befinden sich mehrere am Postplatz selbst. Eine weitere befindet sich Gegenüber des World Trade Centers an der Freiberger Straße. Weitere Kundgebungen sind in Planung.

Vom Neustädter Bahnhof (Schlesischer Platz) ausgehend, wurde ab 10:00 eine Demonstration angemeldet, welche über die Marienbrücke in die Altstadtführen soll. Wir rufen dazu auf, sich an dieser zu beteiligen! Für den Tag selbst wird es einen Infoticker geben, dessen Adresse in wenigen Tagen veröffentlicht wird. Der Ermittlungsausschuss wird ab um 10 morgens geschaltet sein und ist unter dieser Nummer erreichbar: 0351/89960456.

Die Polizei versucht indes wieder einmal den Protest in Gut und Böse zu spalten. Jedoch hatte sie angekündigt, im Vorfeld zu der Nazidemo Informationen über diese veröffentlichen zu wollen. Wir sind also gespannt, ob dem Taten folgen. Am Postplatz werden die Nazis mit Hamburger Gittern von den Gegenprotesten abgezäunt sein. Wir vermuten deren Route entlang der Freiberger Str.

Die Stadt hüllt sich wie gewohnt in Schweigen und wird am „Panzerketten“-Mahnmal, dem Startkundgebungsplatz der Nazis, zwei Stunden bevor diese sich treffen, eine Erinnerungsveranstaltung abhalten, bei der in den letzten Jahren gemeinsam mit der NPD gedacht wurde. Auch in diesem Jahr bleibt eine Distanzierung von den Nazis aus. Gleichtzeitig aber werden die Gegenproteste behindert, in dem Kundgebungen verlegt und Auflagen erteilt werden, in denen gefordert wird, die Teilnehmer_innen der Kundgebungen über die Rechtswidrigkeit (sic!) von Blockaden zu belehren.

Dies fügt sich natürlich in die Repressionswelle in Sachsen ein, in der Antifaschistischer Protest kriminalisiert wird. Den erfolgreichen Blockaden des ehemaligen größten Naziaufmarsches in Dresden folgten etliche Razzien, auf Grund des Vorwurfs des Landfriedensbruchs und Gründung einer Kriminellen Vereinigung (§129) gegen Menschen, welche sich antifaschistisch engagieren. Sowie auch Prozesse gegen Menschen, welche an den Sitzblockaden des Bündnisses Dresden Nazifrei teilgenommen hatten.

Wir lassen uns dadurch nicht einschüchtern und wollen demonstrieren, dass wir uns nicht davon abhalten lassen, den Nazis entgegen zu treten und sie zu stoppen und zu blockieren!

Aufruf gegen den Naziaufmarsch am 17. Juni 2012 in Dresden

Die Arbeiter haben kein Vaterland!

Dieser Satz aus dem Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels (1) passt am 17.06. wie die Faust aufs (Nazi-)Auge. Er ist die Antwort auf den Vorwurf, die Kommunist_innen wöllten die Nationalität und das Vaterland abschaffen. Denn den Arbeiter_innen, könnte nicht genommen werden, was sie sowieso nicht hätten, so Marx und Engels. In ihrer Vorstellung würde der Staat von selbst absterben und die Nation unnötig werden, wenn die Arbeiter_innen sich erheben und die Macht in allen Staaten inne haben. Für uns ist das nicht genug: die Abschaffung von Staat und Grenzen ist für uns kein bloßer Schritt oder einfache Folge, sondern erklärtes Ziel, eine hierarchielose Gesellschaft, frei von Zwängen ist nicht mit einem Staatensystem möglich. Dieser Staats-Kommunismus gilt spätestens nach dem Verfall des Ostblocks als gescheitert. Das ist auch gut so, wir denken nicht, dass durch Parteien die Revolution ausgelöst wird oder auch nur wesentliche Änderungen durchgesetzt werden können. Durch die hierarchische Stellvertreter_innenpolitik, entgegen eines Konsensprinzips innerhalb der Parteien, entstehen starke Machtinteressen. Zur Durchsetzung dieser entfernen sich die Parteispitzen schnell von ihrer Basis. Um mitzuregieren überwerfen Parteien regelmäßig ihre Grundsätze und wirken somit den Idealen einer befreiten Gesellschaft entgegen. Beispielhaft hierfür ist der Bau von Abschiebeknästen von einer Rot-Roten-Regierung oder von Kohlekraftwerken durch die Grünen.(2) Für uns ist klar, dass die Änderungen, die wir wollen, nicht in Parlamenten entschieden werden, sondern erkämpft werden müssen. Zurück zum Ausgangspunkt: dennoch ist dieses Zitat treffend, um deutlich zu machen, wie weither geholt die Interpretation des 17. Juni ist, welche im Aufruf für den diesjährigen Naziaufmarsch, organisiert von Netzwerk Mitte und NPD, zu finden ist. Schnell ist heraus zu lesen was mit dem „Grundanliegen der Arbeiter, dem Ruf nach Freiheit und Selbstbestimmung“ nach Ansicht der Nazis gemeint sein soll: eine Nationale Souveränität. Eine Verbindung in die Gegenwart und eine Gleichsetzung der Bestrebungen der Nazis erfolgt, in dem sich über Deutschlands „Kompetenzabtretung an die EU“ brüskiert wird, seine Rolle innerhalb der EU dabei völlig außer Acht lassend. Dies steht tatsächlich aber in keinem Verhältnis zu den Forderungen der aufständischen Arbeiter_innen von 1953. Diese kämpften für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lebensbedingungen, wie einer Preissenkung beim Grundbedarf. Die politischen Forderungen drehten sich um eine Organisierung und Demokratisierung von Parteien und Gewerkschaften von unten, freie und geheime Wahlen und den Sieg der Arbeiter_innen. Von Freiheiten im Sinne eines Nationen-Konstruktes ist dort nichts zu finden und entspringt schließlich nur den Vorstellungen der Nazis. Wir bleiben also dabei: „Die Arbeiter haben kein Vaterland!“.

Organize!
Wenn wir unsere Vorstellung von einer besseren Gesellschaft durchsetzten wollen, dann brauchen wir dazu eine starke Bewegung. Diese entsteht nur dann, wenn sich die Menschen organisieren. Ob in Lesekreisen, Hausprojekten, Kiezinitiativen, Basisgewerkschaften wie der FAU oder eben in Antifagruppen. All dies ist ein Schritt in die richtige Richtung auf dem Weg hin zu einer Gesellschaft ohne Grenzen, Nazis, Sexismus und der ganzen andern Kotze die uns täglich unterdrückt. Auch bleibt das Streben nach dieser Gesellschaft wichtigster Bestandteil linker Subkultur. In dieser Gegenkultur beginnen wir zu zeigen wie das Zusammenleben besser funktionieren kann und probieren unsere Vorstellungen aus. Die Orte in denen das passiert bezeichnen wir zumeist als linke oder als Freiräume. Es sind AZ’s, Kneipen, Hausprojekte oder einfach nur Läden. Wie von allem Guten gibt es in Dresden und überall davon viel zu wenige. Die Schaffung und Aufrechterhaltung ist und bleibt eines der wichtigsten Ziele einer sich links oder Antifaschistisch verstehenden Bewegung. Diese Freiräume sind ständig bedroht, sei es durch fehlende Mittel, Räumungen oder eben auch durch brutale Angriffe von Nazis. Genau diese sind es auch, die entweder mit Anzug und Krawatte, im geklauten Autonomen Look oder sonst wie die größte Bedrohung darstellen. So versuchte die NPD durch eine Anfrage im Landtag im letzten Jahr das Hausprojekt Praxis zu diffamieren. Auch scheint sich die Staatsanwaltschaft Dresden nur durch Druck von oben überhaupt zu zucken: so arbeitet die eigens eingerichtete Soko19/02 mit teilweise nicht ganz legalen Mitteln(3) im Akkord gegen Blockierer_innen und andere Antifaschist_innen, während es beim Angriff auf die Praxis am 19.02.2011 noch immer keine Fortschritte zugeben scheint, trotz umfassenden Videomaterials und Identifizierungen im Internet(4). Dass die Polizei kein Interesse daran hat, Projekte wie die Praxis zu schützen, zeigte sich bereits am Angrifftag selbst, als wenige hundert Meter entfernt eine Einheit Prügel-Bullen untätig bleibt und sich die anwesende Polizei auf das Regeln des Verkehrs beschränkte. Während auf Linke und andere „Störenfriede“ auch grundlos scharf geschossen wird, wie die Traurigen Beispiele von Alexandrios und Dennis J. (5) zeigen, greift die Polizei angesichts eines solchen Angriffes überhaupt nicht ein. Das wir die Polizei nicht als unseren Freund und Helfer sehen können, zeigen unter anderen auch die Verstrickungen des VS in die NSU-Morde. Zu deren Aufklärung ist von den Gremien wenig zu erwarten, so sitzt im Sächsischen NSU-Ausschuss ein NPD-Abgeordneter, mit wohl gemerkt mindestens 10 Stimmen von anderen Parteien, zwei weitere erhielten stellvertretende Posten mit sogar 14 „Fremd“-Stimmen.(6)

Und die Repression?
Unsere einzige Möglichkeit scheint es zu sein, den Antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren. Hier ist der Staat schon bei dem kleinsten Ansatz zur Stelle und will zerschlagen was er sich herbei konstruiert. So razzen die Bullen pausenlos bei Linken unter anderem mit Hilfe des §129., einer kriminellen Vereinigung, die es nur in den Köpfen ermittelnder Beamt_innen zu geben scheint. Und was macht der Staat angesichts einer grauenvollen Mordserie? Erst mal nichts. Stattdessen wird über ein Verbot der NPD nachgedacht. Dass sich Nazis nach Verboten nicht in Luft auflösen und Verdeckte Ermittler_innen nicht immer die Wahrheit sagen, scheint spätestens seit der NSU nur noch den staatlichen Organen nicht klar zu sein. Mit genau solchen Verboten versuchen Städte und Gemeinden auch immer wieder Nazis davon abzuhalten, aufmarschieren, was nur selten gelingt. Wenn Faschos dann trotzdem kommen, fällt den meisten nicht mehr ein, als ein Bockwurstfest zu veranstalten, à la „Bunt statt Braun“. Solche symbolischen Aktionen sind fürn Arsch, das sollte langsam offensichtlich sein. Es ist aktiver Protest, vor dem die Nazis zurückschrecken, gezeigt wird dies durch alle erfolgreichen Blockaden, dezentralen Aktionen etc. der letzten Jahre: ob in Neuruppin, Berlin, Hamburg oder eben auch in Dresden. Überall waren es Aktionen von Menschen, die keine Lust mehr haben, sich diktieren zulassen, wie sie gegen Nazis vorgehen sollen!

Nazis stoppen bleibt Handarbeit!
Es ist wichtig, die Nazis aufzuhalten. In der brauen Hochburg Sachsen ist Dresden nur eine Stadt wie viele andere. Nachdem der Großaufmarsch von Dresden drei mal in Folge verhindert wurde, suchen die Nazis andere sichere Aufmarschplätze. Gedenkmärsche schießen in der BRD wie Pilze aus dem Boden, Plauen und Chemnitz sind nur zwei Beispiele aus Sachsen. Dass sie Dresden nicht verloren geben wollen, zeigt unter anderem der 17. Juni. Bei den meisten Nazidemos versuchen sie dabei, an bestehende Gedenkrituale anzuknüpfen. Wie bis vor einigen Jahren zum 13. Februar, hat die Stadt hier wieder kein Problem, mit Nazis zusammen eine Gedenkveranstaltung abzuhalten. Ähnlich wie am 13. Februar versuchen die Nazis, dort ihre Wahrheit zu präsentieren, so wurde in den letzten drei Jahren ein Arbeiter_innenaufstand ganz schnell zum Volksaufstand und versucht somit die eigene Vergangenheit zu vertuschen. Die Gleichschaltung der Gewerkschaften im NS ist da schnell vergessen. Es sei hier darauf hingewiesen, dass es in der DDR faktisch auch kein Streikrecht gab und die Arbeiter_innen allen Grund zur Revolte hatten. Trotzdem hinkt der Vergleich von DDR und NS-Staat, wie ihn die Extremismus-Doktrin gern herbei zieht. Aber dass mensch in Sachsen kein Problem hat, die Befreier_innen von Auschwitz mit den Erbauer_innen gleich zu setzen ist Realität und zeigt sich im Sächsischen Versammlungsgesetz, in dem kommunistische Verherrlichung genau so verboten ist, wie die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Es ist an uns, das aufzuhalten, was längst schon wieder ins Rollen gekommen ist. Die Öffentlichkeit solcher Nazidemos können wir nicht tatenlos hinnehmen. Solche Demos sind immer identitätsstiftendes Moment und Möglichkeit zur Vernetzung für die Nazis. Aber damit nicht genug: es ist auch für uns die Möglichkeit zu demonstrieren, wie mit Nazis umgegangen werden sollte und dass wir unsere Vorstellung davon auch auf der Straße durchsetzen. Deshalb rufen wir zur Blockade des Aufmarsches auf! Organisiert Euch in Bezugsgruppen, um schnell und koordiniert vorgehen zu können. Also raus auf die Straße und lasst uns zeigen, was wir von Nazis und Repressionen halten!

Kein Fußbreit den Faschisten:
Nazigruppen zerschlagen, §129 abschaffen!

(1) vgl. Manifest der Kommunistischen Partei Seite 17
(2) http://www.taz.de/!71519/
(3) http://www.taz.de/!77840/
(4) https://linksunten.indymedia.org/node/34151
(5) http://killedbycops.blogsport.de/2008/12/06/6-dezember-2008-alexandros-grigoropoulos/ und killedbycops.blogsport.de/2008/12/31/31-dezember-2008-dennis-j/
(6) http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7089

Wer den Aufruf unterstützen möchte, kann uns einfach eine Mail schreiben und wird dann unter den Aufruf gesetzt.

Unterstützer_innen:

Allgemeines Syndikat Dresden (FAU IAA- FdA IFA)