Knapp 100 Menschen demonstrierten am 21.09.2013 in Dresden gegen die bevorstehende Bundestagswahl, Kapitalismus, Rassismus, und für linksradikale Politik.
Los ging es 17 Uhr vor dem Hauptbahnhof. Auffällig war, dass die anwesenden Polizist_innen eifrig damit beschäftigt waren wahllos Menschen zu kontrollieren. Neben Demoteilnehmer_innen mussten sich vor allem auch offensichtlich von racial profiling betroffene Menschen und dem äußeren Erscheinungsbild nach zu urteilen, auch rechte Jugendliche ausweisen.
Nach der Verlesung des Aufrufes und einem Redebeitrag, der den tragischen Mord an Pavlos Fyssas in Griechenland thematisierte, startete die Demonstration lautstark über die Prager Straße. Wütend über Pavlos‘ Tod wurden zunächst antifaschistische Sprechchöre laut. Viele Menschen auf der „Dresdner Vorzeigeeinkaufsmeile“ waren sichtlich irritiert, da die Demonstration zunächst ohne Polizeibegleitung startete. Die Außenwirkung war trotz der niedrigen Teilnehmer_innenzahl aufgrund der Vielzahl von Transparenten, Schildern, Fahnen und Parolen verhältnismäßig gut. Am Dr.-Külz-Ring, stieß nun auch der Lautsprecherwagen wieder zu der Demonstration und es ging zur nächsten Zwischenkundgebung vor der Ausländerbehörde. Hier wurde ein Redebeitrag eines antirassistischen Aktivisten aus Dresden verlesen, der die rassistische Handlungspraxis dieser Institution kritisierte. Danach verlas die FAU ihren Redebeitrag „Warum die Wahl nichts hoffen lässt“. Die weitere Route führte zum Landtag. Dort angekommen hielt die Guppe „Jetze Wagenplätze“ aus Leipzig ihren wahlkritischen Redebeitrag. Außerdem wurde der Redebeitrag „Wirkliche Alternativen schaffen!“ der FAU Dresden verlesen, welcher im Zusammenhang mit der Kritik am Parlamentarismus die Notwendigkeit sich in libertären Basisgewerkschaften zu organisieren, thematisiert. An dieser Stelle gilt es selbstkritisch einzugestehen, dass die beiden letztgenannten Stationen zwar thematisch passend gewählt waren, aber die Außendarstellung an einem Samstagabend ihre Wirkung verfehlte. Anschließend zog die Demo lautstark entlang des Terassenufers zur Frauenkirche. Hier hörten sich viele Menschen einen Redebeitrag einer Einzelperson aus Dresden über die Kritik an Wahlen und Kapitalismus, sowie einen Beitrag über die Notwendigkeit von radikalem Antifaschismus der URA an. Von da aus führte der Weg unter lauten Sprechchören vorbei an der Bullenwache in der Schießgasse zurück zum Hauptbahnhof, wo die Demo nach einem Abschlussstatement aufgelöst wurde.
Zu der Kritik bezüglich unseres Aufrufes muss gesagt werden, dass dieser sich vor allem gegen das Wahlspektakel richtete. Es sollte zum Ausdruck kommen, dass wir diesem kritisch gegenüberstehen und nicht daran teilnehmen wollen. Ebenso sollten sich möglichst viele Menschen in dem Aufruf wiederfinden können. So war das Konzept von Anfang an als ein offenes Partizipationsprojekt angedacht. Weitere Inhalte sollten gemeinsam erarbeitet und „demonstriert“ werden. Leider stieß unsere Anfrage, die Demo gemeinsam inhaltlich zu gestalten und zu füllen, nur auf sehr wenig Resonanz. Uns erreichten nur wenige Zusagen, häufig Nichtantworten oder späte Absagen. Trotzdem hielten wir an dem partizipativen Modell fest, müssen uns aber eingestehen, dass dies spätestens nach den Absagen hätte transparenter nach außen transportiert werden müssen, um der vermeintlichen Inhaltsleere des Aufrufes etwas entgegnen zu können. So wurde dieser von einigen Seiten als verkürzt bezeichnet und teilweise berechtigte Kritik geäußert. Dies ist dahingehend ärgerlich, weil zum einen in selbigem erwähnt wird, dass er eine umfassende Analyse nicht leisten kann. Zum anderen wurden auf der Demonstration neben dem Wahlthema viele der im Aufruf genannten Probleme wie Rassismus und andere Ausgrenzungsformen, sowie das kapitalistische System selbst als Bedingung dieser, benannt und kritisert. Um dies feststellen zu können, hätte mensch allerdings auf die Demo gehen müssen. Es bleibt zu bedauern, dass sich so wenige Menschen und Gruppen daran beteiligt haben, die Demo mit Inhalten zu füllen. So bleibt auch zu hinterfragen, ob offene, auf gemeinsame Beteiligung abzielende Modelle für Demonstrationen in naher Zukunft in Dresden sinnvoll sind. Wir wünschen uns deshalb in Zukunft eine solidarischere linke Szene in Dresden und danken explizit den Menschen, die konstruktive Kritik geäußert haben und trotzdem zu der Demo erschienen sind. Weiterhin danken wir allen anderen Demoteilnehmer_innen, dem/ der Anmelder_in, den Menschen die sich um die Technik gekümmert haben, der Roten Hilfe sowie allen, die sich mit Redebeiträgen inhaltlich eingebracht haben.