Es sollte eine gelungene Abwechslung werden für die Kulturlandschaft des braunen Nestes und „Deutsche Stimme“ Hauptsitzes Riesa. Die antifaschistische Band „Feine Sahne Fischfilet“ aus Mecklenburg-Vorpommern sollte im Rahmen des Stadtfestes am 23. August neben anderen Bands auf der „Jugendbühne“ der nordsächsischen Kleinstadt spielen. Grund genug, den Chefhetzer der NPD, Jürgen Gansel, auf den Plan zu rufen. In einer Pressemitteilung des NPD Kreisverbandes Meißen vom 4. Juli beschwerte er sich massiv über die „Krawalltruppe“ und deren geplanten Auftritt in Riesa. Grund dafür sei die Erwähnung der Band im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommerns aus dem Jahr 2011. Darüber hinaus droht er den Stadtverantwortlichen mit lächerlichen, ja schon hilflos anmutenden Konsequenzen. Die NPD würde Flugblätter an alle(!) Riesaer Haushalte verteilen, falls die Band tatsächlich spielen sollte. Das Flugblatt soll die Geschichte um Feine Sahne Fischfilet skandalisieren und damit die Riesaer Bürger_innen empören, sodass diese von CDU-Wähler_innen zu zukünftigen NPD-Wähler_innen werden. Da stellt sich bloß noch die Frage, warum Herr Gansel dies so vorwarnend heraufbeschwört. Ihm sollte dieses Szenario doch eigentlich recht sein. Wenn dem tatsächlich so wäre, sollte es doch heißen, Füße still halten, das Konzert abwarten, skandalisieren und Wählerstimmen einheimsen. Tatsächlich scheint es ihm jedoch ein massiver Dorn im Auge zu sein, „Linksextremisten“ in seiner „braunen Hauptstadt“ spielen zu lassen. Unterstützung erhält er dabei ausgerechnet vom Grünen Stadtrat und ehemaligen Ausländerbeauftragten Thoralf Koß, der ebenfalls der Meinung ist, dass diese „radikale Musiktruppe“ auf dem Stadtfest nichts zu suchen hat. Er bringt vor allem Sicherheitsbedenken vor, weil durch das Auftreten der Band Gewalt angezogen werden würde. Nach all dem Aufriss um das anstehende Konzert ist es dem Ruhebedürfnis der Stadt nach naheliegend, den Auftritt der Band einfach kurzerhand abzusagen, was auch geschehen ist und letztendlich mit der „linksextremistischen Ausrichtung“ der Bandmitglieder begründet wurde. So zeigt sich wieder einmal, dass die „antifaschistische“ Politik der Stadt Riesa mehr Schein als Sein ist. Statt wirklich einmal ein Zeichen „gegen Rechts“ zu setzen und mit dem Auftritt der Band und ihren Inhalten ein klares Statement gegen menschenverachtende Einstellungen laut werden zu lassen, wird vor der NPD gekuscht und ihr so heimlich der Rücken gestärkt. Praktischer Antifaschismus sieht anders aus und Straßenumbenennungen (der Sitz der „Deutschen Stimme“ befindet sich nach der Umbenennung auf der „Geschwister-Scholl-Straße“) sowie Appelle gegen „Extremisten“ bleiben letztendlich nur Symbolpolitik.